Freitag, 12. Februar 2016

Willkommen auf dieser Plattform!

Liebe Leserin, lieber Leser,
im Zentrum der Frage der Bildung steht der MENSCH. An ihm orientiert sich diese Frage: an seinem Wesen, seiner Freiheit, seiner Selbstbestimmtheit, seiner Würde. Dies ist eine hier vorausgesetzte Annahme, die nicht verhandelbar ist. Eigentlich wäre es somit ganz einfach, wenn es nicht unendlich kompliziert wäre ...
Derzeit und schon seit (zu) langer Zeit steht im Fokus der Bildungsfrage hingegen die SCHULE. Die noch etwas besseren Überlegungen gehen dahin, wie die Schule zu verändern ist, dass sie zum Menschen passt. Die weniger guten bis regelrecht dramatischen Überlegungen zielen darauf ab, wie der Mensch zu verändern ist, so dass er in die Schule passt. Bei keinen dieser Überlegungen steht der Mensch wirklich im Mittelpunkt. Kaum jemand wagt es, vertrauensvoll vom Menschen als kompetentes und potentes Wesen aus zu gehen und zu denken. Wo würden wir da hinkommen?
* * *
Dieser BLOG ist vor etwa zwei Jahren entstanden als Folge eines anderen Blogs, aus dem damals ein Buch hervorging, in welchem heiß diskutiert wurde darum, was denn "BILDUNGSFREIHEIT" sein mag (es trägt den Titel Versuche zur Verteidigung der Freiheit - Nachdenkliches zur "Bildungsrepublik").
Der erste und lange Zeit einzige hier veröffentlichte Beitrag ist ein Briefwechsel mit einem Familienrichter, der mit folgendem Anliegen konfrontiert wurde:
Unter den jungen Menschen, die als schulpflichtig kategorisiert werden, gibt es immer wieder welche, die nicht auf die in der Schule vorgegebene Weise lernen wollen, sondern sich individuell selbstbestimmt bilden möchten – und sich deswegen dem Schulbesuch verweigern. Andere haben in der Schule Gewalt durch Mitschüler oder Lehrer erfahren oder miterlebt oder sonstige sehr unangenehme Erfahrungen gemacht und sind deswegen nicht bereit, weiter zur Schule zu gehen.
Dass sich diese jungen Menschen für eine Art der Bildung (außerhalb von Schule) entscheiden, ist unserer Auffassung nach völlig verständlich und gerechtfertigt. Von Seiten des Staates wird dies jedoch nicht akzeptiert. Von den Behörden wird in der Regel kompromisslos versucht, einen Schulbesuch zu erzwingen, unabhängig davon, ob dies im konkreten Fall dem Wohl der Betroffenen dient oder ob dadurch die Rechte der Betroffenen verletzt werden. ...
... wie sich ein betroffener junger Mensch dagegen wehren kann, dass seine eigenen Entscheidungen und Erfahrungen ignoriert werden und „über seinen Kopf hinweg“ entschieden wird. Wie kann er deutlich machen, dass seine Entscheidung wohl überlegt und begründet ist und er selbst weder gestört noch krank ist? Wie kann er sich gegen eine zwangsweise Therapie und „Fremdunterbringung“ wehren?
Über eine Antwort würden wir uns sehr freuen.
Diese Fragen wurden beantwortet mit:
Ihr Anliegen missbillige ich in höchstem Maße. Als Familienrichter habe ich ohne jedes Zögern Schulverweigerern das Sorgerecht teilweise entzogen, um einen geregelten Schulbesuch sicherzustellen. ... Ich bitte Sie, mich nicht mehr zu kontaktieren.
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Der zweite hier veröffentlichte Beitrag ist der sehr lesenswerte und leider viel zu wenig bekannte KINDER-DOPPELBESCHLUSS (ein 30 Jahre zuvor entstandenes und hier erstmals digital veröffentlichtes Werk der damaligen Kinderrechtsbewegung). Eine der drei darin erhobenen Forderungen die Abschaffung des elterlichen Züchtigungsrechts ist immerhin 16 Jahre später (im Jahr 2000) erfüllt worden. Bleiben bis heute noch die Anliegen offen, welche die Schule und die Jugendgefängnisse betreffen ...
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Nun gibt es eine NEUE BEITRAGSREIHE für diesen Blog, nachdem drei Menschen so frei waren, einen am 31. Januar 2016 in der Welt am Sonntag erschienenen Artikel mit dem Titel "ANGST MACHT SCHULE" durch LESERBRIEFE zu kommentieren die von der Welt am Sonntag leider nicht veröffentlicht wurden und daher nun hier eine Leserschaft finden mögen - eine vielleicht aufmerksame, nachdenkliche, kritische Leserschaft.
Wir wünschen eine anregende und aufregende Lektüre!

4 Kommentare:

  1. teresa eigenmacht2. Mai 2013 um 05:41

    Liebe Frau Klinkigt,lieber Herr Stern,

    nachdem ich so übervoll aus der Lektüre von "Versuche zur Verteidigung der Freiheit" hervorgegangen bin, verwundert es mich sehr, dass ich anscheinend die Erste bin, die der Einladung am Ende des Buches und Ihrem herzlichen Willkommensgruß auf dieser ich-bin-so-frei-Startseite gefolgt ist.

    Aber egal.
    Ich mache einfach einmal den Anfang mit meinem außerordentlichen Dank an Sie beide für das vorliegende Werk!

    Während ich zuvor im Spannungsfeld zwischen den vielfältigen Möglichkeiten der Erfüllung von gesetzlicher Schulpflicht und der Forderung nach einer - wie ich finde - nur scheinbaren Alternative, der "Zu-Hause-Beschulung-durch-die-Eltern", gefangen war, ermöglichten mir die hier zusammengestellten Statements, die Kommentare dazu und die Autoren-Angaben zu weiterführenden Informationen eine klare Standortbestimmung meiner eigenen Position zum Thema.

    Diese Erkenntnis und der Austausch darüber führten unmittelbar zu der nun von mir getroffene Entscheidung, mich aktiv für die Menschen-Rechte ALLER einzusetzen, die als "Ausnahmen" (auch in Deutschland) derzeit noch nicht in den vollen Genuß dieser Rechte kommen.

    U.a. auch angeregt durch den für mich widersprüchlichen Titel der Berliner Volksiniative

    "Schule in Freiheit"

    möchte ich all jenen, die an der staatlichen Schule festhalten möchten, aber auch allen Befürwortern von Schulen, die in freier Trägerschaft arbeiten, wie Montessori-, Waldorf-, Förder- oder (Freien) AlternativSchulen und auch allen, die zu Hause "Schule" machen wollen, zurufen:

    "Es gibt kein richtiges Leben im falschen."

    Theodor W. Adorno

    Und zum Slogan "Stellt die Schule auf den Kopf!" kann ich nur sagen: Die Schule wird auch auf dem Kopf stehend immer noch eine Schule sein. Genauso wie ihr einzelner Schüler immer noch genauso weit davon entfernt sein wird, sich in wahrer Freiheit bilden zu können.


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  2. Sylvia Müller23. Mai 2013 um 11:03

    Liebe Frau Klinkigt,

    vielen Dank für die Möglichkeit dieses Austauschs!
    Ihre mit Herrn Stern veröffentlichten "Versuche zur Verteidigung der Freiheit" waren für mich sehr spannend und haben mir geholfen, mich als Neuling in dem bestehenden Konfliktfeld zwischen auf ihre Elternrechte pochenden Homeschoolern und für die echte Freiheit der Betroffenen jungen Menschen Eintretender, zurechtzufinden!
    Dass die Diskussion darum nun hier weitergehen kann, finde ich sehr positiv und sinnvoll, und ich hoffe, dass viele konstruktive Beiträge kommen werden.

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  3. Ebenso wie Teresa bin ich erstaunt dass sich hier nicht hunderte Blogger tummeln. Das Buch Freiheit ist besser als nicht erst dachte. Danke für den Hinweis Herr Stern. Bin auf Seite 34 angelangt und vermisse bisher eine Definition, was unter Bildung verstanden wird. Daher hier mein Vorschlag: Bildung ist der lebensbegleitende und souveräne Prozess der Entfaltung meiner individuellen Potentiale.

    Wenn man mit dieser Definition einverstanden ist, könnte man danach fragen, wie solch ein Prozess gestaltet werden könnte.

    Wolfgang Helmeth

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  4. Dieses neue Besserwissertablet hat oben aus ich ein nicht gemacht. Ohne nach meinem ok zu fragen. Wonach aber ebenso gefragt werden müsste ist, wer dieses Subjekt - also zunächst mal das "Kind" denn eigentlich ist.

    Mein Vorschlag, im Kontext von Erziehung und Bildung ist, dass wir es hier mit einem sehr subtilen Wesen zu tun haben, welches wunderbare Kompetenzen mit auf die Welt bringt, die bei der Frage nach Erziehung und Bildung wohl erst mal genauer betrachtet werden sollten.

    Einige Beispiele: Der Charakter, das rudimentäre Spektrum individueller Potentiale, die Eigeninitiative, diese zu entfalten, die natürliche Kunstfertigkeit nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, die momentan "aufblühenden" Potentiale " bestäuben zu lassen, damit eine Kompetenz daraus wird. Wir, die Erwachsenen können diesen Prozess begleiten und die entsprechenden Voraussetzungen schaffen, damit er gelingt.

    Wolfgang Helmeth

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